Schreiben und schreiben lassen
Schreiben und schreiben lassen

Schreiben und schreiben lassen

Ein Plädoyer für gutes Schreiben.

Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Mensch eine eigene Begabung hat. Manche haben mehrere. Das ist bewundernswert. Noch bewundernswerter ist es, wenn diese Begabungen auch noch verfolgt und gelebt werden. Jeder hat eine. Jede. Jeder. Denn nur so kann eine soziale Gesellschaft funktionieren, indem Aufgaben abgegeben werden an Spezialisten, an Begabungsfolgende. Denn eine einzelne Person kann nicht alles können (außer das ist genau ihre Begabung. Aber dann ist es auch ok, wenn der- oder diejenige alles alleine macht. Dafür kann man da auch ruhig sämtliche Nobel-Preise verleihen und einen zusätzlichen fürs Lebenswerk. Warum nicht?), aber viele können zusammen eine ganze Menge können.

Ich zum Beispiel kann ganz gut mit Wörtern. Ich schreibe „ganz gut“, weil man das so sagt. „Wirklich gut“ heißt auch eher, dass ich es nicht kann, weil ich ja sagen muss, dass ich wirklich gut bin. Wo Kunst drauf steht ist ganz oft gar keine Kunst drin. Und umgekehrt: Was billig aussieht, muss noch lange nicht billig sein.

Wie dem auch sei. Ich habe ein gutes Gespür für Texte, für ihre Strukturen, für ihre Unterschiede und ihre Wirkungen. Das ist eine meiner Begabungen. Ich schreibe. Und ein paar Gedanken mache ich mir auch dazu.

Falsche Hasen

Und deshalb bin ich sauer. Warum? Weil ich übersehen werde. Überlesen vielleicht auch. Texter gibt es so viele wie es tausend andere Berufshäufigkeiten auch gibt. Gute Schreiberlinge gibt es ein paar weniger. Sehr gute noch weniger. Oben wird die Spitze klein und vermutlich ist es da auch kühl, ich weiß es nicht. Was mich daran sauer macht? Wenn Sprache missbraucht wird von Menschen, deren Begabung woanders liegt. Wenn sie hingerotzt wird wie ein Fremdkörper. Wenn sie „mal eben so“ dazugehauen wird. Wenn „hier auch noch schnell was“ geschrieben werden soll.

Leidenschaft heißt: mit der Sache mitleiden

Kann man machen. Kann ich auch machen. Aber nur wenige Male. Und dann werde ich sauer. Und traurig. Denn echte Leidenschaft für eine Sache heißt auch, dass man mit ihr leidet, wenn ihr Unrecht getan wird. Was mache ich, wenn ich mein Auto nicht selber reparieren kann? Ich bringe es zum Mechaniker. Haare schneiden? Friseur. Essen? Restaurant/Koch/Supermarkt. Herd anschließen? Elektriker. Unternehmen führen? Manager mit Verantwortungsbewusstsein, Führungsqualität und Menschlichkeit. Die passenden Texte für das Unternehmen schreiben? Den unverkennbaren Namen entwickeln? Das Produkt mit einer mitreißenden Geschichte versehen? Die Idee für die Welt ins rechte Sprachlicht rücken? Das ist die Aufgabe von uns schreibenden Begabten. Es gibt eine gute Menge von uns und wir sind, zumindest in meinen Kreisen, aufmerksam und mit Herz bei der Sache. Und wir freuen uns, wenn man uns unseren Teil zum Ganzen beitragen lässt und wir unser Herzstück, unsere Sprache für Sie einsetzen dürfen.

Was du machst, kann ich nicht. Schön, dass es dich gibt dafür!

Wenn wir also wollen, dass Autos fahren, weil geschulte Menschen es zusammengeschraubt haben, dass ausgebildete Mediziner unsere Heilung übernehmen, dass unsere Kinder in fürsorgliche Kita-Hände gegeben werden können, dann sorgen wir bitte auch dafür, dass das Schreiben von denen gemacht wird, die darauf brennen, Ihre Welt durch ihre Hände und Tasten entstehen zu lassen. Oder ihre eigene Welt, an der sich der Rest erfreuen kann. Wenn wir uns und unsere Begabungen gegenseitig wertschätzen und uns freuen, dass wir insgesamt ein echt gutes Team sein können, dann wird der Weltladen ganz gut laufen. Sie wissen wie ich das mit dem ganz gut meine.

Einverstanden?

Danke.