25.05.2012
Nicht nur die Gedanken, sondern auch unsere Worte sind frei. Dachte ich. Bis ich feststellte, dass meine Worterfindungen gar nicht von jedem so toll gefunden werden. Extravagieren. Nicht wirklich ein angemessenes Wort, phonetisch zu artverwandt mit anderem Begriff.
Worte, die man sagt, obwohl sie nicht stimmen, wenn man sie sagt
Beschreibungen jenseits von „innovativ“, „hochwertig“ und „qualitativ“ sind gar nicht so gerne gesehen, auch wenn das der Auftrag war. Astra Kid haben mal gesungen: „Man kann keinem Menschen in den Kopf sehen, man kann es nur wenn er mal explodiert.“ Da ist was dran. Ich versuche nun also, den Menschen sprachlich in ihren Kopf zu sehen, ohne dass mein oder ihr Kopf dabei atomare Kleinstaggregatzustände annimmt. Ich versuche das auch im Privaten. Ich verstehe nicht, warum ich mit „nett gemeinten“ Pampigkeiten begrüßt werde und ich das auch noch gut finden soll. In welchem Kopf ist denn so eine Verknüpfung vorhanden? Was sich liebt, das neckt sich? Ja, WAS vielleicht. Aber WER irgendwann nicht mehr, wenn das Necken zum Schrecken wird. Ein schlechter Wortwitz.
Oh weh! Ihr!
Ja, da war ich auch schon mal besser. Über das ganze Wie vermeide ich bestimmte Begriffe-Denken ist meine eigene Freiheit der Worte abhanden gekommen. Es tut mir leid, meine allerliebsten Werkzeuge des Mitteilens, ihr Segelschiffe der Bedeutung, ihr Überbringer freier und unfreier Botschaften, ich kann euch nicht entlassen in eure endgültige Ruhe, in euer bloßes Dasein, das Flirren und zärtlichkeitserzaubernde Wesen, das ihr seid!
Freiheit der Worte, Freiheit den Worten. Für dieses Pfingstwochenende nehme ich mir neologistische, wortverflechtende, kreationsüberufernde Sprachorgasmen vor, an die ich mich selber nicht mehr erinnern werde, so intensiv werden sie sein. Das musste mal raus. Der Worte wegen.